Nachrichten in Krisenzeiten

Bei sehr vielen Menschen, die ohnehin schon mit Ängsten oder Depressionen zu kämpfen haben, verschlechtert sich derzeit der psychische Gesundheitszustand erheblich angesichts der täglichen schlimmen Bilder in den Nachrichten. Der Mechanismus dieser Dekompensation wurde schon in einer Studie der University of California aus dem Jahr 2013 untersucht (Alison et al: „Media‘s role in broadcasting acute stress following the Boston Marathon bombings“, 2013). Diese Studie kam zu dem überraschenden Ergebnis, dass es eine traumatisierendere Wirkung hatte, den Bildern des Bombenanschlags nur in den Medien ausgesetzt zu sein, als das Ereignis als Augenzeuge selbst erlebt zu haben.

Der Grund könnte zum einen sein, dass die Bilder in den Medien sehr fokussiert die schlimmsten Perspektiven geballt darstellen - und diese Bilder brennen sich dann ins Gedächtnis ein. Die Autorinnen mutmaßen zudem: Anders als das Selbsterleben, „das enden kann, wenn die akute Phase des Ereignisses vorbei ist, erhält der Konsum der Medienberichte den akuten Stressor im eigenen Geist aktiv und lebendig.“ Aus dem Ende mit Schrecken wird so ein Schrecken ohne Ende.

Der Rat insbesondere für ohnehin empfindsame und ängstliche Menschen ist deshalb: setzen Sie sich nicht den ganzen Tag den Berichten über den Krieg aus, vermeiden Sie das ständige Verfolgen von „Newstickern“ und vermeiden Sie insbesondere Bilder. Die gute alte Tageszeitung, die zwar mit einem Tag Verspätung, aber mit vielen Informationen und wenig Bildern über das Weltgeschehen berichtet, wäre somit die beste Wahl für psychisch vorbelastete Menschen, um sich zu informieren. Vermeiden Sie zu viele Bilder und Videos - diese bieten Ihnen nur wenig faktische Informationen, können aber eine bleibende und traumatisierende Wirkung haben und Ängste verstärken.

Ja, Sie können und sollen sich durchaus informieren und auf dem Laufenden halten, das Gefühl der Informiertheit kann Sicherheit vermitteln und Ängste dadurch mildern. Es kommt aber auf das „wie“ und „was“ an. Bilder, insbesondere bewegte Bilder, brennen sich ohne informativen faktischen Mehrwert in unser Gehirn ein, traumatisieren und lassen unsere Emotionen hochkochen - für Menschen, die ohnehin bereits mit psychischen Erkrankungen wie Ängste und Depressionen zu kämpfen haben kann dies zur akuten Dekompensation führen und ist somit nicht hilfreich - für niemanden.