Gedanken über Gedanken

Die Grübelspirale durchbrechen


„Stopp! Hier ist die Gedankenpolizei. Dieser Gedankengang ist leider vorübergehend gesperrt.“
„Wie bitte? Seit wann das denn?“
„Es ist momentan zu gefährlich, Sie würden steckenbleiben.“
„Aber ich fahre immer hier entlang!“
„Oh, ja, jetzt erkenne ich Sie! Wegen Ihnen haben wir diese Sperrung eingeführt! Sie haben sich schon zu oft hier festgefahren, und jedesmal war es ein Riesenaufwand, Sie wieder herauszuholen!“
„Aber ich MUSS hier vorbei!“
„Nicht jetzt! Kommen Sie ein andermal wieder.“
„Was soll das heißen? Ich fahre IMMER hier vorbei!“
„Da spricht ja auch nichts dagegen, nur eben nicht jetzt.“
„Warum denn nicht?“
„Haben Sie keinen Verstand im Kopf? Es ist Nacht, es ist dunkel, und es regnet die ganze Zeit schon – alles ist matschig, Sie KÖNNEN diesen Weg derzeit nicht befahren, Sie würden sich wieder festfahren!“
„Aber ich MUSS hier durch!“
„Da spricht ja auch nichts dagegen, aber momentan ist dieser Gedankengang nun mal gesperrt. Kommen Sie ein andermal wieder!“
„Wie, ein andermal? Wann denn?“
„Na wenn es hell ist, gute Sichtverhältnisse bestehen, die Sonne den Matsch wieder ausgetrocknet hat – dann ist die Strecke ungefährlich und Sie kommen problemlos durch. Jetzt ist es einfach zu gefährlich.“
„Aber es gibt keinen anderen Weg! Ich MUSS da durch!“
„Mag sein, aber jetzt und heute macht es keinen Sinn. Der Gedankengang ist gesperrt.“
„Aber wo soll ich denn hin? Was soll ich denn machen?“
„Was weiß ich? Stellen Sie Ihren Wagen ab, machen Sie einen Spaziergang.“
„Mitten in der Nacht? Im Dunkeln? Im Regen??“
„Ok, nicht sehr verlockend. Aber sich im Matsch festfahren noch weniger.“
„Aber vielleicht würde ich ja durchkommen?“
„Sie haben sich auf dieser Strecke bei diesen Wetterverhältnissen bisher IMMER festgefahren. Lernen Sie eigentlich nie dazu? Offenbar nicht, darum ist dieser Gedankengang jetzt heute nacht gesperrt, basta.“
„Aber ich kenne keinen anderen Weg! Ich fahre immer diesen Gedankengang! Und bei gutem Wetter ist das auch nie ein Problem!“
„Jetzt ist es eins.“
„Aber ich kann bei diesem schlechten Wetter keine anderen Wege ausprobieren! Ich kenne mich hier nicht aus!“
„Richtig, das ist kein Wetter um neue Wege zu erforschen. Das sollten Sie aber bei gutem Wetter vielleicht mal tun.“
„Aber warum sollte ich das denn? Bei gutem Wetter kann ich doch problemlos den gesperrten Gedankengang nehmen!“
„Ja, und bei schlechtem Wetter eben nicht.“
„Aber wo soll ich denn jetzt hin?“
„Ich kann Ihnen nur eins raten: warten Sie in Ruhe ab, und sorgen Sie künftig für diese Situation vor. Es wird immer wieder schlechte Wetterbedingungen geben, und dieser Gedankengang ist dann zukünftig gesperrt, denn offenbar lernen Sie nicht daraus, dass Sie sich immer wieder festfahren. Stellen Sie jetzt bitte Ihren Wagen auf den Parkplatz, versuchen Sie zu schlafen, oder lesen Sie was, schauen Sie fern, kehren Sie um und treffen Freude, oder wenn alles nicht klappt setzen Sie sich einfach hin und warten darauf dass es Tag wird und dr Regen aufhört. Aber Sie können jetzt diesen gesperrten Gedankengang nicht nehmen, das würde Sie keinen Schritt weiter bringen, sondern Sie würden sich nur wieder festfahren, und das kostet wie Sie wissen eine Menge Zeit, Kraft, Nerven und Energie. Sie können momentan nichts weiter tun als abzuwarten.“
Reifenquietschen, Motorgeheule – der Wagen durchbricht die Sperrung und steckt kurz darauf hoffnungslos im Matsch fest. Wieder mal. Wie oft wohl noch?